Schaum statt Arbeitsblatt?
Schaum statt Arbeitsblatt?
Logopädie mit allen Sinnen: Wir kombinieren sensorische Materialien mit logopädischen Übungen – für bessere Ergebnisse bei Sprachstörungen wie z. B. Late-Talker, phonologische Störungen oder VED
In unserer logopädischen Praxis legen wir besonderen Wert auf das sensorische Arbeiten – besonders bei Kindern mit Sprachentwicklungsstörungen, wie Late-Talkern oder Kindern mit phonologischen Störungen (VED). Wir haben festgestellt: Das Einbeziehen verschiedener Sinneskanäle macht die Therapie nicht nur kindgerechter, sondern auch effektiver.
Viele Kinder, die bei uns Logopädie erhalten, haben zudem Schwierigkeiten mit der sensorischen Verarbeitung. Oft kommen sie parallel zur Ergotherapie (externer Link). Doch auch bei Kindern ohne diese Störungen hat sich gezeigt, dass die logopädische Arbeit unter sensorischen Aspekten deutlich zielgerichteter und fokussierter ist.
In unserer Arbeit beziehen wir alle Wahrnehmungssysteme mit ein: Taktile, auditive, propriozeptive, vestibuläre, viszerale, olfaktorische, visuelle und gustatorische Reize. Das Zusammenspiel dieser Systeme ermöglicht es dem Kind, Handlungskompetenzen und Wissen über die Welt zu entwickeln – und diese werden sprachlich gespeichert. Für die Logopädie bedeutet das: Werden alle Wahrnehmungskanäle in die Therapie integriert, lassen sich beispielsweise Wortstrukturen und Lautmuster leichter aufbauen und langfristig abspeichern.
Was bedeutet das konkret für die Therapie?
Die Frage „Schaum statt Arbeitsblatt?“ lässt sich mit „Ja“ beantworten – zumindest zu Beginn. Zuerst kommt der Schaum, und irgendwann kann auch ein Arbeitsblatt folgen. Der Schaum ist dabei nur ein Beispiel für ein sensorisch eingesetztes Material.
Ein konkretes Beispiel aus der Praxis: Ein 4-jähriges Kind mit Sprachentwicklungsstörungen (z.B. verzögerte phonologische Prozesse und Störungen der Grammatik) und einer ausgeprägten sensorischen Integrationsstörung bekommt bei uns eine Therapie. Unser Ziel: Das Kind soll erleben, dass Logopädie Spaß macht, sich trauen zu sprechen und merken, dass es bei uns Unterstützung bekommt.
Eine herkömmliche Aufgabe wie ein Arbeitsblatt am Tisch würde hier eher die Tonuskontrolle und das Fokussieren der Aufmerksamkeit erfordern – zwei Dinge, die für viele Kinder eine Herausforderung darstellen. Stattdessen integrieren wir logopädische Übungen in ein sensorisches Therapiesetting. So kann sich das Kind besser auf die Aufgabe einlassen, fokussieren und das Gelernte leichter speichern.
Ein Beispiel aus der Therapie:
Das Kind lernt gerade, bestimmte Lautgruppen zu unterscheiden (z.B. Frikative wie S, SCH, F, W). In einer Kiste mit kinetischem Sand sind kleine Gegenstände aus einem Kaufladen versteckt. Das Kind darf die Objekte mit den Fingern ausgraben und hört dabei genau hin, wie die Therapeutin die Gegenstände benennt und mit welchem Laut sie beginnen (z.B. „SCH“ wie bei einer Lokomotive oder „W“ wie beim Staubsauger).
Wir nutzen auch andere sensorische Materialien: Duftender Schaum (der auch Geräusche macht), Wasser, Knete, feiner Sand, Fühlkisten mit Bohnen oder andere kreative Hilfsmittel. All diese Materialien sprechen verschiedene Sinne an und unterstützen das Kind darin, die sprachlichen Strukturen besser zu verarbeiten und zu speichern.

Durch diese sensorische Herangehensweise wird die logopädische Therapie nicht nur effektiver, sondern auch spielerischer und kindgerechter.
Solltest du zum sensorischen Arbeiten in der Logopädie Fragen haben, dann sprich uns gerne an.
Immer aktuell
Weitere News
Neugierig auf mehr? Stöbere in unseren weiteren Blogbeiträgen und entdecke noch mehr wertvolle Informationen rund um Logopädie, Therapieansätze und hilfreiche Tipps für deinen Alltag. Viel Spaß beim Lesen!