Heute möchten wir ein Thema ansprechen, das viele Eltern beschäftigt: das Lispeln bei Kindern, auch bekannt als Sigmatismus interdentalis oder addentalis. Wenn du bemerkst, dass dein Kind Schwierigkeiten hat, den Laut „s“ korrekt auszusprechen, bist du hier genau richtig.

Selbstwahrnehmung und Bewegungsempfinden

Ein zentraler Aspekt in der Therapie ist die Selbstwahrnehmung des Patienten. Es ist wichtig, dass dein Kind selbst erkennt, ob es den Laut korrekt oder fehlerhaft bildet. Daher legen wir großen Wert auf die Bewegung und Wahrnehmung der Zunge, der Lippen und des gesamten Mundbereichs (Mundmotorik). Auch die auditive Wahrnehmung spielt eine entscheidende Rolle, denn nur wenn dein Kind den Unterschied zwischen dem richtigen und dem fehlgebildeten Laut hören kann, kann es auch lernen, ihn korrekt zu produzieren.

Lispeln im Erwachsenenalter

Wusstest du, dass auch Erwachsene von Lispeln betroffen sein können? In diesem Fall kann die Therapie etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen, da sich die Bewegungsmuster über Jahre gefestigt haben. Aber keine Sorge! Wir führen gezielte Übungen zur Lautdifferenzierung, Lautlokalisation und Lautstabilisierung durch, bis sich der neu erlernte Laut so festigt, dass er automatisiert in der Spontansprache übernommen wird.

Wie kannst du zu Hause unterstützen?

Es gibt viele Übungen, die du zu Hause durchführen kannst, um die Mund- und Zungenmuskulatur deines Kindes zu stärken. Hier sind einige Ideen:

1. Trinken mit dem Strohhalm: Lass dein Kind mit einem Strohhalm trinken. Das erfordert die richtige Muskelspannung, um an das Getränk zu kommen. Dickflüssige Getränke wie Trinkjoghurt sind schwerer anzusaugen als Wasser. Du kannst auch die Dicke des Strohhalms variieren – je dünner, desto mehr Muskelspannung ist erforderlich.

2. Luftansaugen üben: Übe mit deinem Kind das korrekte Ansaugen von Luft. Mit einem Strohhalm kann dein Kind Puffreis oder Papierschnipsel ansaugen. Mache gern ein Wettspiel: Wer hat am meisten Schnipsel oder Puffreis in seiner Schüssel? Eine weitere Idee ist, Blumen auszuschneiden und sie anzusaugen, um sie dann auf einer gemalten Blumenwiese zu verteilen.

3. Pustespiele: Diese Spiele verbessern die Atmung und somit die Artikulation. Mit Wasserfarben (viel Wasser verwenden) kann dein Kind dicke Kleckse auf ein großes Papier machen und mit dem Strohhalm die Farbe „wegblasen“. Ein weiteres Spiel ist der „Springbrunnen“: Blase Luft in ein Glas mit Wasser, und beobachte, wie der Springbrunnen sprudelt.
Auch das Einhalten bzw. Erlernen der physiologischen Zungenruhelage ist ein wichtiger Bestandteil der logopädischen Behandlung. Kinder, die zu wenig Muskelspannung im Gesichtsbereich haben und einen Zungenvorstoß zeigen, ist es wichtig die physiologische Zungenruhelage („Schlafplatz“ der Zunge, hier „ruht“ sie sich aus, wenn du nicht sprichst: Zunge geht hinter die oberen Schneidezähne) anzubahnen und zu festigen.

4. Zungenbrecher: Zur Produktion des Lautes eignen sich gut bekannte Zungenbrecher wie „Nessel essen Esel nicht“ oder „Esel essen Nessel nicht“. Du kannst auch Rollenspiele im Kinderzimmer machen, zum Beispiel „Einkaufen spielen“. Hierbei kann dein Kind nur Dinge einkaufen, die ein „s“ enthalten. Denk an das Lautsymbol „Biene“ für das stimmhafte „s“ oder „Schlange“ für das stimmlose „s“ – mit viel Luft, das „zischende“ „s“.

Das sind einige erste Übungsideen, die du zu Hause ausprobieren kannst. Bei Fragen oder wenn du weitere Unterstützung benötigst, sprich uns gern per E-Mail oder telefonisch an.